Ein Fremder setzte sich
ihm gegenüber an den Tisch und zog seine Kapuze tiefer ins Gesicht.
Er flüsterte „Ihr seid also ein Reisender“. Ich wollte ihm
gerade sagen, dass er sich täuschte und mich verwechseln musste,
doch er unterbrach mich mit einer kurzen Geste mit der Hand. „Wir
sind hier, weil Sie hier sind, denn ich bin ein Teil von Ihnen“,
fuhr er mit einer tiefen, aber immer noch gedämpften Stimme fort. Er
riet mir ich solle ein paar Runden würfeln und reichte mir zwei
Würfel. „Der Einsatz bin ich, die Regeln sind einfach, Sie haben
zehn Würfe, danach werden Sie wissen, ob Sie der Sieger sind.“ Ich
wunderte mich, doch hatte ich nichts zu verlieren und so begann meine
Wandlung. Ich hielt die Würfel in der einen Hand und legte die
andere darüber, so dass sich ein Hohlraum bildete, in dem die Würfel
frei bewegt werden konnten. Als die Würfel vor mir auf den Tisch
fielen, wirbelten sie noch eine Weile herum, gerade so, als müssten
sie noch eine Entscheidung treffen. Der erste Würfel blieb liegen
und zeigte eine Fünf, kurz danach ruhte auch der zweite Würfel und
hatte ebenfalls eine Fünf angenommen. Ein lächeln breitete sich auf
meinem Gesicht aus, denn wie ich wusste waren es hohe Zahlen und dazu
noch zwei Gleiche, bei vielen Spielen wäre es doch ein recht
ordentlicher Wurf gewesen. Mein Gegenüber aber schüttelte bedeutend
den Kopf und sagte: „Versuchen Sie, ihre Gedanken nicht mit ihrem
Verstand zu lenken, sondern vertrauen Sie auf mich.“ Ich nahm die
Würfel ein zweites Mal und warf. Die Würfel zeigten eine Vier und
eine Fünf. Ich war enttäuscht, doch der Fremde entgegnete, wie ich
sehe, lernst du mich langsam kennen, versuche es ein weiteres Mal.
Die Würfel flogen wieder durch die Luft und blieben schließlich
stehen. Was ich erblickte, verwirrte mich. Eine Neun und eine Fünf
lagen reglos auf dem Tisch. Was war geschehen? Ich nahm den Würfel
mit der Neun und fragte mich, was dann wohl auf den anderen Seiten zu
sehen war, doch genau in dem Moment hatte der Würfel die übliche
Beschriftung eines sechsseitigen Würfels angenommen. Ich zweifelte
an mir und war mir nicht sicher, ob das eben wirklich passiert war
und würfelte erneut. Diesmal war es eine Neun und eine Elf, die
meine Glaubwürdigkeit in Frage stellten. Ich gab es auf, darüber zu
grübeln, mir fiel nichts Plausibles ein, was es erklären konnte.
Die nächsten Paare waren genau so unwahrscheinlich, bestanden aus
einer Elf und Zehn, Neun und Null (als ob es nicht schon
undurchsichtig genug gewesen wäre), Acht und Zwölf, Sieben und
Zwei, schließlich noch eine Kombination aus Acht und Sieben.
Plötzlich überkam mich ein starkes Gefühl und ich ahnte, doch ich
wusste nicht warum, was die Würfel als nächstes zeigen würden,
doch ich hatte es bereits gewürfelt und ich sollte recht behalten.
Die Würfel überschlugen sich ein letztes Mal, trudelten hin und
her, drehten sich und blieben reglos liegen.
Ich erwachte im Dunkeln, das Licht blieb aus und die Uhrzeit konnte durch meine visuelle Wahrnehmung nicht erkannt werden. So erkannte ich, dass sich präluzide und luzide Phasen ablösen können.
copyright 2014 by Eric Pallmer